Page 8 - Journal 4 September Oktober 2021
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MENSCHEN & NATUR

Foto: © Osttirol Journal

 Verbauung am Firschnitzbach in Virgen

VAIA, INGMAR und VIRPY fordern                                „Die Niederschlagsmengen lagen Anfang Dezember 2020
die WLV Osttirol                                              an fünf Tagen stellenweise bei mehr als 500 Millimetern.
                                                              Der Oberflächenabfluss war enorm. In Nußdorf-Debant
Seit drei Jahren befindet sich die Gebietsbauleitung der      musste das Wasser bis in die Retentionsbecken des Zwies-
Wildbach- und Lawinenverbauung Osttirol praktisch im          ling- und Dorfbaches weitergepumpt werden, um eine
„Katastrophenmodus“. Wie DI Otto Unterweger ausführt,         ganze Siedlung zu schützen. Im Defereggental beschädig-
wurde der Bezirk Lienz nach den beiden massiven Sturm-        te eine Mure fünf Häuser, und in Lienz bedrohte eine Rut-
tiefs VAIA (Oktober 2018) und INGMAR (November 2019)          schung zwei Gebäude.“
auch 2020 von Unwettern nicht verschont. „Ganz im Gegen-
teil – das Sturmtief VIRPY brachte noch nie gemessene Nie-    Auswirkungen des Klimawandels
derschlagsmengen nach Osttirol und führte zu enormen          Die Ursachen für die Extremereignisse stellt Unterweger
Neuschneehöhen. Die Lufttemperatur stieg weit in den          in direkten Konnex zum Klimawandel. „Die zunehmend
Plusbereich, großflächige Überflutungen waren die Folge“,     höhere Wassertemperatur des Mittelmeeres führt im Süd-
erinnert sich der langjährige Gebietsbauleiter zurück.        alpenraum zu längeren und intensiveren Niederschlägen.
                                                              Außerdem lässt das wesentliche Mehr an Energie in der
   Foto: © Osttirol Journal                                   Atmosphäre diese dynamischer und aggressiver werden.
                                                              Nicht nur Stürme fallen so intensiver aus, auch Hagel &
DI Otto Unterweger im Bereich Bretterwandbach in Matrei i.O.  Co treten gehäuft auf“, zählt er einige direkte Folgen auf.
                                                              Eine weitere Auswirkung des Klimawandels sei, dass die
                                                              Schneefallgrenze steigt. „Früher war z.B. jener Schnee,
                                                              der über 1.800 Metern Seehöhe fiel, nicht mehr abfluss-
                                                              relevant. Nun regnet es immer häufiger aber auch in hö-
                                                              heren Lagen, mit der Folge, dass es im Tal zu verstärkten
                                                              Abflüssen kommt. Zudem verändert sich auch die Schnee-
                                                              konsistenz, der Schnee wird feuchter und damit schwe-
                                                              rer. Im Winterhalbjahr ist deshalb der Schneedruck eine
                                                              zunehmend große Gefahr für den Schutzwald. Es kommt
                                                              zu Wipfelbruch, und durch den Umstand, dass der Boden
                                                              nicht mehr gefroren ist, finden Flachwurzler wie die Fichte
                                                              weniger Halt. Baumentwurzelungen sind die Folge.“

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