Page 7 - Journal 4 September Oktober 2021
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MENSCHEN & NATUR

Millionen Euro für Schutzbauten      Bund, Land und Wildbachgenossenschaften
                                     investieren
im Pinzgau                           Die gute Nachricht sei, dass das Gros an Schutzmaßnah-

                                     men greift. „Von 2013 bis 2021 sind unglaublich viele Maß-

„Die letzte so genannte 5 b-Wetterlage verzeichneten wir nahmen umgesetzt worden. Nicht zu vergessen ist in die-

im Pinzgau im Jahr 2013. Im Zuge der massiven Nieder- sem Zusammenhang die Funktion des Schutzwaldes, d.h.

schläge im heurigen Juli haben sich unsere Anstrengun- dass auch die Waldbewirtschaftung immer wichtiger wird.

gen, die Schutzmaßnahmen laufend zu verbessern, als Nach Windwürfen muss so schnell wie möglich wieder

einzig richtig erwiesen“, sagt DI Gebhard Neumayr, Ge- aufgeforstet werden.“ Große Lawinenverbauungs-Projekte

bietsbauleiter der Wildbach- und

Lawinenverbauung Pinzgau. Das

von seiner Abteilung betreute Ge-

biet umfasst eine Fläche von 2.641

Quadratkilometern in 28 Pinzgauer

Gemeinden. „Die Sperre am Trat-

tenbach in Wald füllte sich bis auf

zwei Drittel, der Schlossberg und

der Walder Boden waren geschützt.

Dies galt auch für das Ortszentrum

von Hollersbach, für die Siedlung

Obersulzbach im Oberpinzgau, für

Saalfelden, die drittgrößte Stadt

Salzburgs, das Ortszentrum von

Leogang sowie für das Zentrum

von Maria Alm, wo wir die Verbau-

ungsmaßnahmen einen Tag vor

den Starkniederschlägen fertigstel-

len konnten“, zählt er Gebiete auf,

in denen die Schutzbauten Stand

hielten. Ein Naturereignis, wie je-

nes vom 14. bis 16. August 2021 im

Oberpinzgau, mit drei Murgängen        Foto: © WLV Pinzgau
hintereinander, habe er noch nie
erlebt, meint der erfahrene WLV-Ex-  Einstoß des Breuergrabens in die Krimmler Ache

perte. „Die Krimmler Ache wurde

bis zu 15 Meter hoch aufgestaut. Betroffen war vor allem wurden in den letzten Jahren in Rauris, in Saalbach-Hin-

auch der Breuergraben in Wald. Hier sind derzeit zwei terglemm und in Unken umgesetzt. „Hier zeigt sich im-

Schutzprojekte mit einem Investitionsvolumen von rund mer öfter das Problem von Gleitschnee, was die Lawinen

10 Mio. Euro in Ausarbeitung“, so Neumayr. „Fakt ist, dass im Bereich Unken/St. Martin/Weißbach bei Lofer im Jahr

sich das Wetter in den letzten Jahren massiv geändert hat. 2019 deutlich vor Augen führten. Im Pinzgau werden jähr-

Bei ungefähr gleichbleibenden Niederschlagsmengen reg- lich rund 16 Mio. Euro in Wildbach-, Lawinen- und Stein-

net es in kürzerer Zeit viel intensiver. Die Schneefallgrenze schlagverbauungen investiert. Das sind rund 10 Prozent

im Sommer steigt an. Dies führt zu größeren Abflüssen, des Budgets aller österreichischen Gebietsbauleitungen!“

die bewältigt werden müssen.“

                                     Neben Bund und Land sind, so Neumayr, im Pinzgau auch

                                     die Wildbachgenossenschaften ein wichtiger Partner.

                                     Rund 60 % der Kosten trägt üblicherweise der Bund, 15 %

                                     das Land Salzburg. Auf die Wildbachgenossenschaften

                                     entfallen rd. 25 %. „Diese Genossenschaften – in unserem

                                     Bezirk 120 an der Zahl – sind eine Salzburger Besonder-

                                     heit. Alle Haus- und Liegenschaftsbesitzer sind Mitglie-

                                     der, was mehrere Vorteile hat. Als Eigentümer prüfen die

                                     Mitglieder nach Unwetterereignissen, ob es Schäden gibt.

                                     Wir erhalten so sofort eine entsprechende Meldung und

                                     können, wenn notwendig, rasch reagieren. Außerdem ist

                                     es wesentlich einfacher für Schutzbauten Grundflächen

                                     zu erhalten, wenn die Verhandlungspartner Mitglieder

Foto: © Nikolaus Faistauer           sind. Ein weiterer Vorteil liegt im Bereich Finanzierung,
                                     schließlich trägt eine Generation durchschnittlich rund

Gebhard Neumayr ist seit dem Jahr 2009 Gebietsbauleiter der 8.000 Euro der Kosten für Schutzbauten. Die Nachfrage

Wildbach- und Lawinenverbauung im Pinzgau. 15 MitarbeiterInnen nach Schutzbauten im Pinzgau ist aus den Reihen der Mit-

sind im Büro beschäftigt, 55 Mitarbeiter arbeiten auf den Baustellen. glieder jedenfalls äußerst groß.“

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