Page 88 - Dachsbracke Jahresbericht 2015
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ten mit dem Schweißriemen ausarbeiten, denn das würde Stunden dauern. Nach einer viertel-
stündigen Pause legte ich dann meinem Rüden das GPS-Halsband an und ließ Arco „frei su-
chen“. Zu meinem Erstaunen suchte Arco in weiterer Folge wieder zurück in das Unterholz und
verschwand dort. Anhand der GPS-Daten konnte ich nun den weiteren Verlauf der Nachsuche
genau verfolgen. Zunächst ging es hin und her und nur zögerlich voran. Es dauerte ewig lange,
bis der Rüde, so schien es, den Knoten gelöst hatte. Jetzt führte die Wundfährte bergauf in Rich-
tung Jagdgrenze. Mittlerweilen hatte Arco schon einige Kilometer zurückgelegt, und plötzlich
wurde das Tempo verschärft.
Meiner Beurteilung nach war jetzt die Hatz voll im Gange, und die beiden waren schon nahe oder
über der Jagdgrenze. In dieser Situation konnten wir nur noch warten. Anhand der Daten stellte
ich nun fest, dass sich der Rehbock gestellt haben musste. Nun begaben wir uns auf einen
markanten Waldrücken, in der Hoffnung, dass wir Standlaut vernehmen. Aber die Entfernung
war wohl zu groß, und kein Laut war zu hören. Wir wollten gerade zum nächsten Waldrücken,
als der Rehbock die Bail brach und die Hatz in unsere Richtung ging. Wir blieben auf dem
Waldrücken stehen, und wenig später war von weiter Ferne, schwach, aber deutlich, zorniger
Hatzlaut zu hören. Hatz und Bail wiederholten sich noch zweimal und gingen bei uns ca. 300 m
vorbei Richtung talwärts. Nun folgten wir dem Hatzlaut so schnell es ging. An einer Geländekan-
te angekommen, konnte ich nun den Klagelaut vom Rehbock vernehmen. Ich sah gerade, wie
Arco den Rehbock hinten niederzog. Ich näherte mich, und währenddessen versuchte Arco den
Rehbock an der Drossel zu fassen, aber dieser war von vorne noch sehr wehrhaft, und ich hatte
Angst um meinen Hund. Als mich der Rehbock bemerkte, wollte er die Flucht ergreifen, wurde
aber vom Hund wieder an der Keule niedergezogen und festgehalten. Nun konnte ich den Bock
mit blanker Waffe von seinem Leiden erlösen. Der Rehbock hatte einen hohen Vorderlaufschuss,
wobei der Knochen nicht verletzt war. Nach dem Aufbrechen und dem Versorgen haben wir uns
im nächsten Gasthaus noch ein Bier genehmigt. Die spätere Auswertung des GPS-Halsbandes
ergab dann eine Gesamtlänge der Nachsuche von 5,6 km.
Diese Nachsuche hat jetzt bei der Nachsuchestation Landeck im Tiroler Oberland doch etwas
Anerkennung gebracht, und die „Schweißhundeführer“ schauen nicht mehr von oben auf die
Dachsbracke herab.

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             Eine Nachsuche mit Quena von der Grünalm

In den frühen Morgenstunden wurde laut Angaben des Schützen ein Schmaltier mit Kaliber
30/06 beschossen. Das Schmaltier trennte sich von den restlichen drei Stücken und zog tal-
wärts. Gemeinsam brachen wir ins Revier „Eigenjagd Ladusker“ auf. Inzwischen war es 14.00
Uhr geworden, und der Schütze zeigte uns den Ort des Anschusses, der mit Anschussbruch
gekennzeichnet war. Quena wurde ca. 70 m vor dem Anschuss frei ohne Gegenstand abgelegt
und verhielt sich vorzüglich. Am Anschuss angekommen, wurde dieser vom Hundeführer gründ-
lich untersucht. Einige Ausrisse, aber sonst waren keine weiteren Pirschzeichen vorzufinden. Die
Hündin wurde zum Anschuss gebracht und untersuchte diesen gründlich, folgte ruhig, aber fest
im Riemen liegend der Wundfährte, welche gleich steil bergab führte. Die Hündin verwies nach
ca. 50 m zwei Tropfen eingetrockneten Schweiß. Nach ca. 150 m verwies Quena auf einer Straße
wieder Schweiß. Die Nachsuche verlagerte sich über einen Bach in unwegsames und steiles
Gelände, durchwachsen von Sträuchern und Dornen. Die Hündin lag weiter fest im Riemen und
wurde immer heftiger. Nach ca. 600 m Riemenarbeit wurde sie vom Hundeführer geschnallt.

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