Page 6 - Journal 9 November 2019
P. 6
MENSCHEN & KULTUR
Stadttheater zur Aufführung. Im Gespräch erklärt Gasperi, auf Tournee – mit weit über 120 Aufführungen. Auch ein
der vorrangig für das Programm verantwortlich zeichnet, Freilufttheater gab es zu organisieren – „Decamerone“ be-
dass es ihm wichtig ist, „dass Theater unterhält, dass es die geisterte in der Stadtgasse Bruneck. Immer wieder standen
Zuschauer bewegt, dass es Fragen aufwirft und Denkan- und stehen auch Co-Produktionen mit ausländischen Thea-
stöße gibt.“ Wenig verwunderlich hat er sich so in den ver- tern auf dem Programm. Bautzen, Dresden, Wien, Salzburg
gangenen 25 Jahren nie „nur“ auf das Theater beschränkt, oder Innsbruck fungierten als Partner. Hamburg kaufte,
sondern sprichwörtlich auch Platz geschaffen für Kabarett, welch ein Erfolg, eine Theaterproduktion aus Bruneck an.
Musik und Literatur. Größen der Szene wie Joesi Prokopetz, Das Stadttheater konnte sich auch im Rahmen von unzähli-
Robert Palfrader, Florian Scheuba, Leo Lukas und Simon gen Gastspielen im In- und Ausland profilieren. Man mach-
Pichler, Alfred Dorfer, Felix Mitterer oder Ottfried Fischer te in Südtirol und dem Trentino, in Österreich, Deutschland
holten sich bei ihren Auftritten im Stadttheater den wohl- und der Schweiz, in Frankreich, Slowenien und Rumänien
verdienten Applaus. Titlà, Willi Resetarits & Stubnblues Station. Auch die Osttiroler Bezirkshauptstadt kam in den
oder etwa Saxofour unterhielten das Publikum mit ihrer Genuss. Was das Sahnehäubchen „draufsetzt“ und das
Musik. Die Programmvielfalt machte auch vor Angeboten Stadttheater Bruneck in seiner Klasse bestätigt, hervorhebt
für Kinder und Jugendliche nicht Halt: Aus ganz Südtirol und zusätzlich noch einmal mehr aufwertet: Die Künstler,
kamen und kommen Schüler, um sich hier fürs Theater be- egal, ob Schauspieler, Kabarettist, Musiker oder Literat –
geistern zu lassen. Seit 2001 gibt es deshalb immer wieder alle lieben es und kommen gerne immer gerne nach Bru-
auch eigene Produktionen für Kinder und Jugendliche. neck zurück. So wie es auch das Publikum tut!
Über die Jahre sind, wie Klaus Gasperi berichtet, herausra- Wer den Wert von alldem erst spät erkannt hat, ist, wie
gende Theaterproduktionen gelungen. „Nächstes Jahr, glei- Gasperi betont, die Politik. Die nicht selten zu geringen
che Zeit“ von Bernard Slade mit Traumschiff-Bordarzt Nick Subventionen flossen meist nur sehr zögerlich. „Die Event-
Wilder, „Warten auf Godot“ mit Lucas Zolgar und Elmar kultur wird großzügig gefördert, für kulturelle Veranstal-
Drexel, „Eine Mittsommernachts-Sexkomödie“ von Woody tungen bleibt oft nicht mehr viel übrig.“ Nicht nur mit Weh-
Allen mit Ulrike Lasta oder „Honig im Kopf“ von Hilly Mar- mut denkt er an die „Theaterschule“, die 2014 geschlossen
tinek und Til Schweiger können als nur einige von vielen werden musste. Aus seinem Unmut über viel zu viele ver-
Beispielen genannt werden. „Mein Ungeheuer“ von Felix gebene Chancen hat der Südtiroler nie ein Hehl gemacht.
Mitterer mit Julia Gschnitzer und Peter Mitterrutzner ging Seine „offenen Briefe“ sind weitum bekannt, ebenso wie
6 journal