Page 8 - Journal 9 Oktober 2018
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MENSCHEN & KULTURGESCHICHTE
Rund um das Gotteshaus fand jahrhunderte- naturgemäß aber auch ein steigender Platzbe-
lang auch der Friedhof von St. Andrä seinen darf für Grabstellen einher, den der Pfarrfried-
Platz, der, eingefriedet, lange Zeit nicht mehr hof längst nicht mehr abdecken konnte.
war als ein Acker. Erst in zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts wurde eine Verordnung erlassen, Die Stadtgemeinde Lienz erwarb deshalb den
dass hier keine Tiere mehr weiden sollten. Die als „Pfarranger“ bezeichneten Grund nördlich
Gebeine der Toten verbrachte man in ein „Bein- der Pfarrkirche und errichtete hier in den Jah-
haus“, das man am Eingang des Friedhofes von ren 1900/01 den städtischen Friedhof. Dieser
St. Andrä bis heute sehen kann. In unmittelba- wurde im Juli 1901 von Dekan Josef Baur kirch-
rer Nähe, an der Südmauer, liegen die ältesten, lich gesegnet. Den Pfarrfriedhof selbst belegte
noch erhaltenen Gräber, die teilweise aus dem man, trotz Widerstand aus der Bevölkerung, mit
16. Jahrhundert stammen. einem „Begräbnisverbot“, was praktisch die
Auflassung bedeutete. Im Laufe der Zeit „ver-
Bis zum Jahr 1900 fanden Verstorbene der Stadt wilderte“ das Gelände, das erst im Zuge der Er-
Lienz, der Gemeinde Thurn und der damals richtung des Bezirks-Kriegerdenkmales an der
selbstständigen Gemeinde Patriasdorf im Fried- Nordseite des Kirchenhofes im Jahre 1924 einer
hof rund um St. Andrä ihre letzte Ruhestätte. Mit Sanierung zugeführt wurde. Erst 50 Jahre nach
dem Anwachsen der Bevölkerungszahlen ging dem Verbot waren in den Arkaden im Pfarrfried-
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