Page 11 - Journal 9 Oktober 2018

MENSCHEN & MUSEUM

Fotos: © Osttirol Journal

Museumsdirektor Hans Guggenberger vor den „Weltfriedensglocken“. Der Museumsfriedhof in Kramsach
wurde vor einigen Jahren um einen neuen Arkadenhof mit historischen Grabkreuzen erweitert.

Historisch und kurios: Tirols wohl
außergewöhnlichstes Museum

Einer in der heutigen Zeit ungewöhnlichen Sammelleidenschaft geht Hans Guggenberger nach. Der Schlossermeister
und Steinmetz aus Kramsach, der einen Teil seiner Ausbildung in Lienz absolvierte, beschäftigt sich nicht nur berufshalber
mit der Gestaltung von Gräbern. Seit vielen Jahrzehnten trägt er privat Grabkreuze und Schmuckstücke alter Handwerks-
kunst aus europäischen Ländern, bevorzugt aus dem Alpenraum, zusammen. Aufbauend auf einem Musterfriedhof,
den schon sein Vater 1951 anlegte, hat sich im Laufe der vergangenen knapp sieben Jahrzehnte ein Museum entwickelt,
das in dieser Form und Größe wohl einzigartig ist.

Als „Friedhof ohne Toten“ wird der Museums- tigen Standort in Kram- Im Depot lagern
friedhof in der Nordtiroler Gemeinde Kramsach sach befindet sich der hunderte Unikate.
heute vielfach bezeichnet. Dass man auch von Firmensitz seit mehr
einem „Lustigen Friedhof“ spricht, wurzelt da- als 70 Jahren. „Mein journal 11
rin, dass Hans Guggenberger auch zahlreiche Vater, Johann Guggen-
Kunstwerke mit kuriosen Grab- und Marterl- berger sen., hat in Tirol
sprüchen gesammelt hat. Weit über 60 teils ku- Pionierarbeit mit Grab-
riose Inschriften hat der Nordtiroler seit 1965 im kreuzen aus Schmiede-
Museumsareal aufgestellt. „Andere sammeln eisen geleistet. Ihm
Briefmarken, ich habe mich alten Grabkreuzen war es ein Anliegen,
und ihren Inschriften verschrieben”, schmun- historische Exponate
zelt er bei unserem Besuch in Kramsach. vor dem Einschmel-
Steinerne und eiserne Grabkreuze fertigt das Un- zen oder Verrosten zu bewahren“, informiert
ternehmen Sagzahnschmiede Guggenberger bis Hans und meint, dass er in den Beruf und in die
heute. Mit Hans’ Tochter Angelika und Schwie- Sammelleidenschaft so ganz logisch hineinge-
gersohn Christian ist bereits die nächste Gene- wachsen sei. „Es lag nahe, dass auch ich mich
ration im Familienbetrieb tätig, der 2019 immer- mit der Tradition der Kreuze beschäftigte. Heute
hin sein 120-jähriges Jubiläum feiern kann. Seit kann ich mit Stolz behaupten, dass auf dem Mu-
dem Jahr 1899 haben sich Mitglieder der Familie seumsfriedhof ein Stück Begräbniskultur des
dem Schmiedehandwerk verschrieben, am heu- Alpenraumes erhalten bleibt!“