Page 4 - Journal 8 Oktober 2019
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Der „Sherlock Holmes“

des Quartärs

„Quartärforschung“ heißt die Professur, die der gebürtige Tiroler Christoph
Spötl an der Universität Innsbruck innehat. Am Institut für Geologie gehen
er und seine Mitarbeiter geologischen Prozessen und Veränderungen nach
und begeben sich – fast wie Sherlock Holmes – auf eine Spurensuche
durch die jüngste Phase unserer Erdgeschichte.

Über einen spannenden Teilaspekt seiner Arbeit – den        nen. Nach dem Magister-Studium in Innsbruck machte ich
Einfluss des Klimawandels auf unsere Berge – wird Univ.-    einen Universitätswechsel und zog mit meiner Gattin und
Prof. Dr. Christoph Spötl Ende November 2019 im Rahmen      unserem wenige Wochen alten Sohn in die Schweiz. Mein
der „Universität im Dorf“ in der Osttiroler Gemeinde Au-    3-jähriges Doktoratsstudium absolvierte ich in einer inter-
ßervillgraten informieren. Wir haben den mehrfach aus-      national besetzten Arbeitsgruppe an der Universität Bern.
gezeichneten Wissenschaftler im Vorfeld der hochkarätig     Mit dem Doktorat in der Tasche gelang mir der Sprung
besetzten Veranstaltung zum Interview gebeten.              über den Teich – nun mit meiner vierköpfigen Familie. Ich
                                                            verbrachte ein Jahr an der University of Missouri, gefolgt
Herr Univ.-Prof. Dr. Spötl, woher rührt Ihr Interesse       von einem weiteren am U.S. Geological Survey in Virginia.
für das Fachgebiet der Geologie?                            Die Rückkehr nach Österreich war nicht einfach, glückte
Meine Affinität zur Welt der Steine, der Berge und der Ge-  aber letzten Endes doch. Ich war einer der Ersten, der das
schichte unseres Planeten wurde mir zum Teil in die Wiege   damals neu geschaffene Habilitationsstipendium APART
gelegt. Meine Vorfahren väterlicherseits waren Bergmeis-    der Österreichischen Akademie der Wissenschaften er-
ter im ehemaligen Salzbergwerk von Hall in Tirol, und so    hielt. Dies erlaubte es mir, als Gast wieder an die Univer-
interessierten mich Bergwerke von Kind an ebenso wie        sität Innsbruck zurückzukehren und meinen Forschungen
Minerale und Versteinerungen. Ich hatte das Glück, dass     nachzugehen. Ein paar Jahre später bewarb ich mich um
meine Eltern diese jugendliche Neigung tatkräftig unter-    den höchsten Nachwuchspreis in Österreich, den START-
stützten. Es war für mich daher nach der Matura ein lo-     Preis, und war erfolgreich. Die damit verbundenen Mittel
gischer Schritt, mit dem Studium der Geologie zu begin-     investierte ich in neue Laboratorien an der Universität

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