Page 9 - Journal 2 Juni 2020
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MENSCHEN & KULTUR

mit den logistischen bzw. administrativen Vorarbeiten für tung am Schloss und als Stadtarchivar tätig ist, gewinnt

das Großprojekt der Tiroler Landesausstellung 2000 eine der historisch-kritische Rückblick jedenfalls eine weitere

grundlegende museale Neuausrichtung erfahren.              Dimension, insbesondere dann, wenn soziologische und

Bereits 1996 wurde Silvia Ebner den     Die Leitung des Museums Schloss Bruck bedeutet nicht nur den Ausstellungsbetrieb
wissenschaftlichen Arbeitsgruppen       zu organisieren bzw. zu gestalten, sondern auch den wissenschaftlichen Zugang,
für verwaltungstechnische Aufgaben      die Denkmalpflege, sämtliche Personalangelegenheiten, das Schloss-Café und den
zur Seite gestellt, deren Verantwor-    Buchshop zu verwalten. Im Bild die ehemalige Museumsleiterin Silvia Ebner mit
tungskompetenzen von politischer        Kunsthistorikerin Dr. Elonore Bliem-Scolari
Seite durch den eigens gegründeten
Museumsausschuss in Lienz Unter-
stützung fand. „Die Qualitätssiche-
rung in meiner Aufgabe als nichtwis-
senschaftliche Leiterin konnte nur
deshalb gelingen, weil ich das Muse-
um — vom Sammlungsbestand bis zu
den Personalagenden — als betriebs-
wirtschaftliche Einheit zu behandeln
hatte und das so abwechslungsreiche
und spannende Ausstellungspro-
gramm externen Kuratoren bzw. eben
Experten überließ“, resümiert Silvia
Ebener, die nach dem Tod von Kustos
Dr. Lois Ebner 2004 als Leiterin über
die gesamte Schlossinfrastruktur be-
stellt wurde. Im Rückblick umfassen
die 23 Jahre intensiver Museums-
arbeit nicht nur die Verantwortung
über restauratorische Großprojekte
(1998-2000, 2014-2016), sondern auch
49 Ausstellungen, die u.a. mit einem
fixen Programmteil Vorschulkindern
bis hin zu Oberstufenschülern muse-
umspädagogisch zugänglich gemacht
wurden. Die digitale Inventarisierung
des Museumsbestandes, die bis dato
an die 13.000 Objekte umfasst, zählte
bis zu ihrer Pensionierung ebenso zu
ihrem Tätigkeitsbereich wie ein Talent
zum Aufbau eines Netzwerkes und zu
regem Austausch im nationalen Mu-
seumsbetrieb. Im Zuge dessen wurde
Schloss Bruck als besonderes Prädikat
im fünfjährigen Rhythmus 2006, 2011
und 2016 mit der Verleihung des „Ös-
terreichischen Museumsgütesiegels“
ausgezeichnet.

Wie sieht nun ihr Nachfolger, der His-

toriker Mag. Stefan Weis seinen Wirk-

kreis im Schloss, das sich uns heute    Mit 2019 wurden die beiden Abteilungen im Kultursektor Stadtkultur und Museum Schloss
nach den Rückbauten der historischen    Bruck zusammengelegt, wobei die organisatorische Leitung Mag. Claudia Funder innehält
Bausubstanz in der Hochblüte um 1500    und Mag. Stefan Weis als Stellvertreter für die Museumsagenden zuständig ist.
zeigt? „Es geht um die Selbstverständ-

lichkeit der Präsentation, es geht um

das Selbstverständnis der Antwort auf die Frage, ob Alltag politische Parallelen bis in die Gegenwart reflektieren. Die

und Kunst getrennt zu betrachten sind. Meine Antwort da- Auseinandersetzung mit diesen Punkten zählt u.a. zu den

rauf lautet: Nein, denn Kunst muss Alltag sein!“ In diesem Ideenkonzepten, die ihn in seiner neuen Aufgabe als Ver-

Sinn trägt das Schloss als Ensemble, als Gesamtkunstwerk antwortlichen herausfordernd ansprechen werden.

zum kulturellen Erbe einer Region bei und gilt nun weiter

als Aufgabenbereich, der zu erfüllen ist. Für den Histori- Text: Dr. Eleonora Bliem-Scolari

ker, der bereits seit 2013 in der wissenschaftlichen Verwal- Fotos: Brunner Images, Stadt Lienz/Lenzer

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