Page 7 - Journal 2 Juni 2020
P. 7

MENSCHEN & KUNST

  Fotos: © Martin Lugger

1980 gestaltete Jos Pirkner diesen Bronzebrunnen (Bild links), der drei harfenspielende Figuren darstellt, aus deren Harfen das Wasser
fließt. Ursprünglich stand dieses Werk am Sparkassenplatz in Innsbruck, 2004 kehrte das Werk nach Lienz zurück. Mit der griechischen
Mythologie setzt sich Jos immer wieder auseinander – rechts im Bild ein Kentaur (Wesen aus menschlichem Oberkörper und Pferderumpf).

für zwei Jahre“, sagt er und ergänzt: „Mit der Option auf    ihrer Seite, findet er „fürchterlich“. Er selbst hat die Wo-
Verlängerung!“ An 2015, als der Bulle bereits einmal auf     chen der Ausgangsbeschränkungen zu Hause verbracht,
Schloss Bruck zu sehen war, und an die damit verbundene      bestens versorgt von Sohn, Schwiegertochter und Enkelin.
Ausstellung seiner Arbeiten erinnert sich Jos gerne zurück.  Sie sind seine Familie und – neben der Arbeit – sein Le-
Im Innenhof des Schlosses erhielt er 2015 den Ehrenring      bensinhalt. Und für seine Enkelin behält Jos, wie er uns
der Stadtgemeinde Lienz. Bei der Verleihung im Schloss       abschließend erklärt, auch nicht wenige seiner Arbeiten
habe er damals, wie er uns erzählt, an seine Mutter, sein    zurück. „Ich möchte ihr viel weitergeben – als Erinnerung
„Mamile“, und an ihre bescheidene Art denken müssen          an mich und sozusagen für die Nachwelt!“
– und daran, was sie wohl zu seinem Werdegang gesagt
hätte. Überhaupt sind die Erinnerungen an seine Eltern in    Text: J. & E. Hilgartner, Fotos: Martin Lugger/Brunner Images
ihm hellwach. „Nie vergessen habe ich die Worte, die mir
meine Mutter, am Bahnhof stehend, auf den Weg mitgab,
als mich meine Ausbildung und Arbeit nach Holland führ-
ten. ,Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der beste
Lebenslauf‘ – das habe ich mir oft gesagt, bevor ich mit
einer großen Arbeit begonnen habe.“

Unglaublich viele Werke, ob Öl-/Acrylbilder, Bronzeplasti-   FREY Bauunternehmung
ken oder Architektur gehören heute zum außergewöhnli-        9900 Lienz | Aguntstraße 34
chen Oeuvre des Osttirolers, dessen Arbeiten längst schon    bau@frey.at | www.frey.at
international bekannt und begehrt sind. Anfragen, wie zu-    T +43 (0) 4852 62266-0
letzt von einer Galerie aus Deutschland, von den Berengo
Studios aus Murano/Venedig oder der Porzellanmanufak-                journal 7
tur Augarten aus Wien, erreichen ihn laufend. „Ich kann
nicht alle Aufträge annehmen“, sagt er dazu. Aktuell feilt
er in seinem Atelier an mehreren Arbeiten gleichzeitig, un-
ter anderem an Acrylbildern zu Themen, die ihn beschäfti-
gen, wie der Hunger in der Welt oder die Corona-Pandemie.
Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern stellt er gerade auch in
30-facher Ausführung Skulpturen her, die für die Preisträ-
ger des „Taurus World Stunt Awards“ gedacht sind. Auf-
traggeber dafür ist Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz. Die
Freundschaft mit ihm bedeutet Jos Pirkner viel. „Ich bin
stolz, sein Freund zu sein und schätze ihn als Menschen
sehr.“ Von Mateschitz stammt auch der Spruch „Jos, mach“
– und das tut Jos Pirkner. 100 Jahre möchte er, wenn mög-
lich, werden, erklärt er lachend. „Schließlich hänge ich
sehr am Leben und habe noch sehr viel vor.“ Die Erfah-
rung mit der Corona-Pandemie habe ihn, so Pirkner, auch
nachdenklich gemacht. Dass so viele Menschen alleine im
Krankenhaus sterben mussten, ohne ihre Angehörigen an
   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12