Page 36 - Journal 1 Feber 2020
P. 36
MENSCHEN & GESUNDHEIT
Foto: © AdobeStock/Pitchayaarch
Herzschwäche und Krebs:
ein (un)gleiches Paar?
Herzleiden und Krebs sind in unserer Gesellschaft Todesursache Nr. 1. Wenn sie auch auf den ersten Blick kaum etwas
miteinander zu tun haben, so sind die Gemeinsamkeiten doch frappierend.
Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und Alkohol- Ihre Gesundheit
missbrauch können bei einem Patienten zu Krebs, bei im Fokus
anderen zu Herzerkrankungen und manchmal sogar zu
beidem führen. Ein Risikofaktor, der beide Erkrankungen Von Univ.-Prof. Dr. Peter Lechleitner
miteinander verbindet, sind Entzündungsreaktionen im
Körper. Wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt,
dass bei der Gabe bestimmter Medikamente, die Entzün-
dungen im Körper blockieren, sich die Zahl der Herz-Kreis-
lauf-Erkrankungen verringerte und gleichzeitig auch die
Mortalitätsrate bei Krebspatienten sank.
Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen scheinen gene- In Österreich werden jährlich etwa 40.000 Krebserkran-
tisch miteinander verbunden zu sein. So können bestimm- kungen neu diagnostiziert, in Osttirol sind es etwa 200 pro
te Blutdrucksenker nicht nur den Blutdruck normalisie- Jahr. Jährlich sterben ungefähr 20.000 Patienten an Krebs.
ren, sondern auch günstige Einflüsse auf die Ausbreitung Weniger bekannt ist, dass etablierte Chemotherapien, aber
von Krebszellen ausüben. Ein anderes Beispiel dafür ist auch moderne Krebstherapien, die ohne Chemotherapie
niedrig dosiertes Aspirin, das bei Menschen mit vielen auskommen, eine Herzschwäche verursachen oder bereits
Risikofaktoren einerseits Herzinfarkt und Schlaganfälle bestehende Herzleiden verschlechtern können. Aus die-
reduziert, andererseits auch die Wahrscheinlichkeit, an sem Grund hat sich bei Herzspezialisten das neue Fachge-
Dickdarmkrebs zu erkranken, vermindert. In diesem Zu- biet der „Kardioonkologie“ entwickelt, das sich besonders
sammenhang ist allerdings anzumerken, dass bei relativ der Diagnose, Überwachung und Behandlung von Herz-
gesunden Menschen eine „Aspirinprophylaxe“ nicht sinn- beschwerden bei Krebspatienten widmet. Von der euro-
voll ist, da hier die Nebenwirkungen überwiegen. päischen Herzgesellschaft wurden für dieses relativ neue
36 journal