Page 26 - Journal 1 Feber 2020
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MENSCHEN & HANDWERK

            Im Mittelalter gehörte der Hafner zu den wich-    Osttiroler Holzöfen, Kachelöfen, Brotbacköfen,
            tigsten und weit verbreitetsten Berufen. Hafner   offene Kamine und auch Keramiken her. „Die
            stellten Geschirr, Pfannen, Töpfe und sonstige    Strahlungswärme eines Holzofens ist der Son-
            Güter des täglichen Bedarfs aus Ton her und       nenstrahlung am ähnlichsten. Holzöfen, das
            formten natürlich auch Ofenkacheln. Später        Feuer und das Knistern strahlen Gemütlichkeit
            wandelte sich die Bezeichnung „Hafner“ viel-      und eine heimelige Atmosphäre aus. So gibt ein
            fach in „Töpfer“ oder „Ofensetzer“ um.            Ofen jedem Haus eine besondere Note. Auch in
            Den Lehrberuf des „Hafners“ gibt es in Öster-     Hotels sind Kachelöfen und offene Kamine sehr
            reich, Süddeutschland und der Schweiz bis heu-    gefragt, etwa in der Empfangshalle, in der Lob-
            te. Wolfgang Rainer-Pranter hat sein Handwerk     by oder im Spa-Bereich“, schwärmt der Hafner-
            bei Ofenbau Steinringer gelernt, später die Ke-   meister von den Vorzügen seiner Öfen.
            ramikschule in Graz/St. Peter besucht und 2005    Sohn Raul hat vor Kurzem die Hafnerlehre ab-
            die Meisterprüfung in Wien abgelegt. „Das Haf-    geschlossen – und er war ein sehr erfolgreicher

                                                                           Lehrling: Der junge Sillianer gehört
                                                                           zum Kreis jener vier Nachwuchs-
                                                                           handwerker, die am 8. November
                                                                           2019 im Rahmen von Tirol Skills im
                                                                           Gymnasium Lienz als zweifache
                                                                           Landessieger (2. und 3. Lehrjahr)
                                                                           ausgezeichnet wurden. „Schon als
                                                                           Hauptschüler habe ich mich gerne in
                                                                           der Werkstatt meines Vaters aufge-
                                                                           halten und ihn öfters auch auf Bau-
                                                                           stellen begleitet. So stand für mich
                                                                           außer Frage, dass ich den alten Beruf
                                                                           des Hafners erlerne. Es ist ein sehr
                                                                           kreatives und abwechslungsreiches
                                                                           Handwerk. Ein Ofen ist ein Blick-
                                                                           fang in jedem Haus. Wir freuen uns
                                                                           immer sehr, wenn eine unserer Auf-
                                                                           tragsarbeiten fertig ist. Mit einem Ka-
                                                                           chelofen kann man etwas Bleibendes
                                                                           schaffen, das den Kunden jahrzehn-
                                                                           telang Freude bereitet“, erzählt der
                                                                           19-Jährige von der Faszination, die
                                                                           vom Hafnergewerbe ausgeht.

            ner-Gewerbe hat mich schon immer fasziniert.                   Von der Planung über die Produk-
            Erst relativ spät – mit 20 Jahren – habe ich mit               tion bis zum Einbau – in Arnbach
            der Lehre begonnen und mich nach der Meis-                     entstehen individuell auf jeden Kun-
            terprüfung selbstständig gemacht“, blickt der                  denwunsch abgestimmte Unikate.
            52-Jährige zurück.                                             „Wichtig ist uns vor allem die per-
            Wolfgang ist mit sechs Geschwistern auf dem                    sönliche Beratung. Ein Ofen muss
            Obertöter-Hof im Sillianer Ortsteil Arnbach auf-               in den jeweiligen Raum und zur Per-
            gewachsen. Heute führt er den Bergbauernhof –                  sönlichkeit des Besitzers passen“,
            und hier hat er auch seine Werkstatt eingerich-                meint Wolfgang. Ob aufwändiges
            tet. Gemeinsam mit seinem Sohn Raul stellt der                 oder schlichtes Design, ob mit oder
                                                                           ohne Kacheln – Wolfgang und Raul
                                                                           setzen mit der Arbeit ihrer Hände je-
                                                                           den Kundenwunsch um. „Der Trend
                                                                           geht aktuell eher hin zu schlichtem
                                                                           Design. Besonders oft werden Öfen
                                                              mit Glastür und Sicht auf die Feuerstelle nach-
                                                              gefragt. „Mich interessieren besonders auch die
                                                              technischen Details wie die Wirkungsgrad-Be-
                                                              rechnung oder die Umweltfreundlichkeit. Die
                                                              Hafnerei macht mir großen Spaß, und ich möch-
                                                              te mich in diesem Beruf auch weiterentwickeln.
                                                              Irgendwann die Meisterprüfung abzulegen, ist
                                                              mein großes Ziel“, so Raul abschließend.

                                                              Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger

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