Page 6 - einblicke 1-17_low
P. 6

Gynäkologie und Geburtshilfe: Neue Primaria

„Veränderung bietet immer auch die
Chance für Optimierungen!“

Seit 1.1.2017 liegt die Leitung der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in den Händen von Prim.a
Dr. Birgit Maria Volgger. Für die gebürtige Salzburgerin, seit 2008 am BKH Lienz tätig, ist es eine besondere
Herausforderung, die Abteilung nun als Primaria eigenverantwortlich in die Zukunft führen zu können.

Geboren 1969 in Radstadt kann Dr. Birgit Maria Volgger   rung, eine Abteilung eigenverantwortlich zu leiten und
auf einen ebenso abwechslungsreichen wie heraus-         in die Zukunft zu führen.
fordernden Ausbildungs- und Berufsweg zurück-            Worauf werden Sie als Primaria besonderen Wert le-
blicken. 1994 promovierte sie zum Dr. med., schloss      gen? Leiten Frauen grundsätzlich anders als Männer?
2003 die Ausbildung zur Fachärztin ab und arbeitete in   Für mich ist die Betonung des Gemeinsamen ein zen-
der Folge als Oberärztin an der Universitätsklinik für   traler Aspekt. Natürlich greifen Frauen und Männer
Frauenheilkunde in Innsbruck. Dort zeichnete sie u.a.    aufgrund ihrer teilweise differenten Erziehung in der
für den Aufbau und die Leitung der Studienzentrale       Bewältigung von Herausforderungen auf unterschied-
der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkolo-       liche Erfahrungen zurück. Ich glaube, dass es, unge-
gie (AGO) verantwortlich, bevor sie 2008 die Aufgaben    achtet dessen, jedoch nur durch Einbeziehung aller
einer Oberärztin an der Abteilung für Gynäkologie und    Strategien gelingen kann, das Beste zu erreichen. Im
Geburtshilfe am BKH Lienz übernahm.                      Vordergrund stehen die Zusammenarbeit und die Ein-
Ab 2009 pendelte die Medizinerin zwischen der Tiro-      bindung unterschiedlicher Ansprüche bzw. Wünsche
ler Landeshauptstadt und Osttirol. Am BrustGesund-       – von Seiten der PatientInnen, der MitarbeiterInnen
heitZentrum Tirol der Klinik Innsbruck erwarb sie jene   und von Seiten des Krankenhausträgers. Das Bezirks-
Qualifikationen und Erfahrungen, die sie, nach der       krankenhaus in Lienz verfügt in den verschiedenen
Rückkehr nach Lienz, in den Aufbau einer ähnlichen       Fachrichtungen und Berufsgruppen über sehr quali-
Einrichtung für Osttirol einfließen lassen konnte. 2008  fizierte MitarbeiterInnen sowie über eine gute räum-
gelang die Einführung der Pränatalsonographie, 2011,     lich-technische Ausstattung. Damit sind wichtige Vor-
gemeinsam mit der Abteilung für Chirurgie, die Zertifi-  aussetzungen für eine hochqualitative Versorgung der
zierung zum BrustGesundheitZentrum (BGZ) Osttirol.       PatientInnen gegeben!
Ab 2010 übernahm Dr. Volgger die Agenden der stv.        Wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen, die das
Leiterin von Primar Dr. Peter Anderl. Neben der Ar-      österreichische Gesundheitssystem vorgibt?
beit an ihrer Habilitation engagiert sie sich weiterhin  Infolge diverser Neuerungen erleben wir derzeit im
auch im Rahmen der AGO Österreich. 2014 erfolgte die     Gesundheitssystem und am Krankenhaussektor im
Rezertifizierung zum BGZ Osttirol, das sie bis heute,    Speziellen eine Zeit des Wandels. Als Beispiele möch-
gemeinsam mit dem Chirurgen OA Dr. Wolfgang Trost,       te ich hier die im Regionalen Strukturplan Gesund-
leitet. Die Mutter dreier Kinder ist seit 1994 mit Dr.   heit 2020 geforderte Reduktion der Verweildauer, die
Hubert Volgger, Primar der Abteilung für Urologie in     Aufstockung der personellen Ressourcen unter dem
Lienz, verheiratet. EINBLICKE traf sich mit der neuen    Druck der Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes oder
Primaria zum Interview.                                  die Forderung nach dem Ausbau tagesklinischer Leis-
Sie leiten seit 1.1.2017 die Abteilung für Gynäkologie   tungen nennen. Eine große Herausforderung birgt die
und Geburtshilfe. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?       neue Ausbildungsordnung in einem Modulsystem für
Mein bisheriger Lebensweg war von viel Glück beglei-     Fachärzte in sich. All dies betrifft natürlich auch das
tet. Ich konnte als Tochter eines Tischlers und Bauers   BKH Lienz und damit die Abteilung für Gynäkologie
studieren, was nicht selbstverständlich war. Während     und Geburtshilfe. Neben verständlicher Verunsiche-
meines Studiums traf ich auf Menschen, die Engage-       rung in einer Phase der Veränderung, in die zusätz-
ment tatkräftig unterstützten – unabhängig, ob Mann      lich der Wechsel an der Abteilungsspitze fällt, eröffnen
oder Frau – und hatte das Privileg, großen Vorbildern    sich meiner Ansicht nach Chancen für Optimierungen.
zu begegnen. Für mich eröffnete sich noch während        Es gilt, gerade speziell in kleineren Häusern wie dem
meiner Ausbildung die Möglichkeit, vieles weit außer-    BKH, fernab großer medizinischer Zentren, auf eine
halb meiner ärztlichen Kernkompetenz Liegendes zu        engere Zusammenarbeit unterschiedlicher Diszipli-
lernen und selbstständig Abläufe organisieren bzw.       nen zu bauen und gemeinsam interdisziplinäre Thera-
optimieren zu können. Aufbauend auf diesen Erfah-        piekonzepte zu realisieren.
rungen, war es für mich eine besondere Herausforde-

6 einblicke
   1   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11