Page 10 - Journal 6 August 2019
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MENSCHEN & KUNSTGESCHICHTE
Foto: © Martin Lugger seinem Profilbild in der Münzstätte
Lienz anfertigen. Beide Originale be-
Blick auf die Kirche Mariä Himmelfahrt in Asch/Gemeinde Anras. Südlich des finden sich aber nicht im Bezirk. Aus
Portals findet sich ein Grabstein. Florian von Waldenstein, der diesen wohl für seine dem Umfeld des Herrscherhauses fin-
Eltern anfertigen ließ, war ein enger Vertrauter Maximilians. den sich dennoch einige erwähnens-
werte Bauten aus jener Zeit, etwa die
Michaelskirche in Lienz. Virgil von
Graben, Reichsverweser und Haupt-
mann von Görz, stand sowohl mit
der Serenissima als auch mit dem
Königshaus in Verhandlung über die
Zukunft der Grafschaft nach Leon-
hard. Hier am Rindermarkt wurde die
aus dem 13. Jahrhundert stammende
Kirche von ihm völlig adaptiert. Er
setzte Stiftungen wie das bis heute
existierende St.-Michaels-Benefizi-
um, machte St. Michael zur Grabes-
kirche der Familie und ließ sie durch
Bartlmä Vierthaler umbauen.
Mit großer Sicherheit ebenfalls auf eine Stiftung Profane Kunst aus der Zeit Maximilians ist sel-
des Habsburgers geht die Neuerrichtung des ten, die ältesten nichtreligiösen Wandmalereien
Katharinenaltars in St. Andrä zurück. Die Sei- des Bezirks am Linderhaus in der Schweizer-
tenflügel des heute „Görzer Altar“ genannten gasse stammen jedoch vom Ende des 15. Jahr-
Kunstwerkes stellen innen Graf Leonhard und hunderts. Ehemals großflächig bemalt, sind nur
seine Gemahlin Paola de Gonzaga dar, außen zwei Freskenfelder teilweise erhalten geblieben.
die Heiligen Andreas und Elisabeth von Thürin- Sie zeigen einen Hirten mit Rinderherde und
gen. Diese Seitenteile sind derzeit im Rittersaal eine Frau in rotem Gewand mit Spruchband und
der Residenzburg der Grafen, Schloss Bruck, zu Wappen der Grafschaft Tirol.
sehen. Über den Mittelschrein herrscht etwas
Unsicherheit, aller Wahrscheinlichkeit nach In Asch stößt man auf ein weiteres Kleinod der
dürfte es sich aber um das Relief der hl. Anna spätgotischen Kunst. Südlich des Portals der
Selbdritt handeln. Diese Figurengruppe befin- Kirche Mariä Himmelfahrt kann man den mar-
det sich, ausgerahmt, an der südlichen Seite des mornen Grabstein für Jörg Waldauf von Wal-
Altarraumes in St. Andrä und wacht über die denstein und seine Frau Notburga Wieser ent-
Ministranten, die dort ihren Dienst versehen. decken. Deren Sohn Florian, der dieses Werk
wohl anfertigen ließ, war enger Vertrauter Ma-
Abseits von St. Andrä finden sich in Osttirol ximilians, Verhandler im Dienste des Königs,
nur noch Kunstwerke, die indirekt in Zusam- Stifter einer umfassenden Reliquiensammlung
menhang mit dem vor 500 Jahren verstorbenen und Gründer der Haller Stubengesellschaft. Die
Habsburger stehen. Sicherlich, Maximilian ließ Grabplatte selbst ist mehr als nur historische
etwa die Drau bei Lienz in seinem Fischerei- Quelle. Sie ist von ausgesprochen hoher künst-
buch abbilden oder ein Dickstück, also einen lerischer Qualität und kann in dieser Hinsicht
Probeschlag, eines Sechs-Kreuzer-Stückes mit zweifellos auf dieselbe Stufe wie etwa die Ge-
Foto: © Museum Schloss Bruck/Gaggl Foto: © Martin Lugger
Auf eine Stiftung des Habsburgerherrschers geht ein heute „Görzer Altar“ genanntes Kunstwerk zurück. Die Seitenflügel werden derzeit in
Schloss Bruck ausgestellt, die Figurengruppe des Mittelschreins (rechts im Bild) befindet sich in der Pfarrkirche St. Andrä.
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