Page 85 - Dachsbracke Jahresbericht 2016
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Schilderung einer Nachsuche

Es war 11.15 Uhr, als das Telefon läutete. Am Apparat war ein Jagdfreund aus dem Nachbar-
revier. Er fragte, ob ich nicht Zeit für eine Kontrollsuche hätte, er habe am Vorabend auf einen
Hirsch geschossen. Am nächsten Tag war von ihm, seiner Frau und Mitpächtern der JGS nach-
gesucht worden. Auf Schneeflecken wurden immer wieder Schweißtropfen gefunden.
Der Hirsch war in der Nacht in das Nachbarrevier gewechselt. Dies wurde dem Reviernach-
barn gemeldet, und der gab per Telefon den Auftrag, nachzusuchen. Am vereinbarten Treffpunkt
angekommen, erklärte der Schütze, den Hirsch würden wir wohl nicht bekommen, da dieser
schon 500 m weit gezogen wäre und nur tropfenweise Schweiß zu finden sei. Er vermute einen
Streifschuss.
Am Anschuss angesetzt, nahm „Bibi“ begeistert die Schweißfährte auf, lag gut im Riemen und
verwies immer wieder Schweiß. In einer fast undurchdringlichen Fichtenjugend schnallte ich die
Hündin, sie suchte zur Reviergrenze, kam wieder zurück und suchte erneut wieder in das Nach-
barrevier und war nicht mehr zu sehen. Doch dann tauchte sie wieder mit freudigem Wedeln auf
und kam zu mir. Auf meine Frage: „Wo ist das Hirsch‘l?“, verschwand sie wieder in der gleichen
Richtung, zwei Minuten später erklang ihr freudiges Totverbellen.
Der Hirsch war noch nicht lange verendet.
Der Schuss: Am Ende der Brunftrute war die Decke gestreift worden. Beim Abspringen war die
Decke aufgeplatzt und ein hutvoll kleines Gescheide war ausgetreten, ohne dass dieses verletzt
worden war.
Die Bergung des Hirsches war schwierig, abgebrunftet wog der Zwölfender 120 kg, das Geweih-
gewicht betrug 6 kg, die Schweißfährte war etwa 1 km lang.

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