Page 5 - Journal 2 März 2019
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MENSCHEN & LANDWIRTSCHAFT

Stall-Net und Kühe mit Transpondern                  vom „Brunnerhof” täglich. Über eine automati-
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Der Brunnerhof verfügt über einen topmoder-          genannten 5er-Autotandem-Melkstand. „Meine
nen Melkstand und über einen Roboter, der            Frau oder ich reinigen zunächst die Euter und
das Grundfutter komplett autonom zum Fress-          hängen dann das Melkzeug an. Ein Melkvor-
gitter schiebt und die Tiere mit Kraftfutter zum     gang dauert zwischen drei und acht Minuten.
Fressen animiert. Über das Stall-Net werden die      Der direkte Kontakt und das Berühren der Tiere
Geräte gesteuert. Jede Kuh trägt ein Halsband        beim Melken sind uns dabei wichtig.“
– einen so genannten Transponder. Alle hier
gespeicherten Daten und Werte kann Thomas              Die Begeisterung für die Landwirtschaft und vor allem für die Tierhaltung hat
über sein Smartphone abfragen. Als Beispiel            auch schon die Kinder des Brunnerhofes erfasst – vor allem Monique. „Ich
zeigt er das auf seinem Handy ersichtliche Da-         füttere gerne die Kälber und gehe oft mit ihnen spazieren. Dadurch
tenblatt von Kuh „Gitti”. „Gitti hat am 8.12.2018      lernt man die Tiere besonders gut kennen”, schwärmt die älteste Tochter
gekälbert, seit 53 Tagen gibt sie Milch. Uns ist       von Birgit und Thomas Totschnig.
wichtig, dass jede Kuh einen Namen hat und
dass wir zwei Mal am Tag – also beim Melken
am frühen Morgen und abends – direkt bei den
Tieren sind”, betont der Landwirt. Beim Melken
hilft auch seine Frau Birgit mit, eine gelernte
Krankenschwester, die, wie er selbst, die Aus-
bildung zum Landwirtschafts-Meister absol-
viert hat. „Die neueste Sensortechnik misst bei
jedem Tier auch die Fressdauer und die Wieder-
kauzeit. Durch Bewegungssensoren wird fest-
gestellt, wann eine Kuh brünstig ist. So kann
man den idealen Besamungszeitpunkt eruieren.
Praktisch ist weiters auch, dass man anhand
einer Farbskala ersehen kann, wenn ein Tier zu
wenig frisst. So ist es möglich, frühzeitig festzu-
stellen, ob etwas nicht in Ordnung ist und man
kann dementsprechend reagieren.“

Melken, Füttern und Gesundheits-                     Die Milchproduktivität seiner Herde konnte der
monitoring mit High-Tech                             Tristacher Milchbauer in den letzten zwei Jahr-
                                                     zehnten verzehnfachen. „Natürlich bringen die
Das Grundfutter (Mais- und Grassilage sowie          Automatisierung und Digitalisierung auch eine
Heu) wird im Stall per Hoflader verteilt, ein        Arbeitsersparnis mit sich, was für mich als Ne-
Automat teilt den einzelnen Rindern das Kraft-       benerwerbsbauer eine Rolle spielt. Der größte
futter, jeweils individuell auf die Milchleistung    Vorteil ist aber, dass wir mithilfe der modernen
abgestimmt, zu. „Hier ist ersichtlich, dass diese    Technik das Tierwohl und die Tiergesundheit
Kuh 7,4 kg Kraftfutter pro Tag erhält, weil sie 55   im Griff haben. Dies erreichen wir durch die ge-
Liter Milch gibt. Heute bekommt sie noch einen       zielte, individuelle Fütterung und das Gesund-
Rest an Kraftfutter von 1,9 kg zugeteilt”, verweist  heitsmonitoring über Halsband und Handyab-
Thomas erneut auf die Werte auf seinem Handy.        frage. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, erhält
Die weiblichen Kälber werden automatisch ge-         die betroffene Kuh z.B. etwas mehr Futter oder
tränkt, die Stierkälber erhalten Vollmilch aus       ein Spezialfutter, um sie zu animieren, wieder
Kübeln. Rund 1.200 Liter Milch geben die Kühe        mehr zu fressen.”

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