Page 17 - 50 Jahre Felbertauernstraße
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„Kampf“ um die Straße

                                                                                       Nach dem II. Weltkrieg nahm der Osttiroler Franz Kranebitter, ab 1947 im

                                                                                       Nationalrat in Wien, die alten Pläne zum Bau der Felbertauernstraße wieder auf.

                                                                                       Kranebitter machte sich, unermüdlich insistierend, bei jeder Gelegenheit für die

                                                                                       neue Verkehrsader stark. Als Hauptargumente für die Errichtung der Alpenstraße

                                                                                       wurden die Erschließung der Region für den Fremdenverkehr, die Arbeitsplatzbe-

                                                                                       schaffung und die engere Anbindung des Bezirkes Lienz an Nordtirol und die

                                                                                       Landeshauptstadt Innsbruck

                                                                                       ins Treffen geführt. „Schützen-

                                                                                       hilfe“ erhielt Kranebitter durch

                                                                                       den Tiroler Landtag, der

                                                                                       1950 einen Entschließungs-

                                                                                       antrag zur Unterstützung des

                                                                                       Vorhabens annahm. Erreicht

                                                                                       wurde jedoch lediglich eine

                                                                                       Zusage zur Überprüfung der

                                                                                       Möglichkeiten der Freigabe

                                                                                       finanzieller Mittel zur Schaf-

                                                                                       fung eines neuen Projektes

                                                                                       und Kostenvoranschlages.

                                                                                       Es folgten wichtige Vorarbei-

                                                                                       ten: Die günstigste Lage der

                                                                                       zukünftigen Tunnelöffnungen

                                                                                       wurde eruiert, der voraus-

                                                                                       sichtliche Straßenverlauf im                                             Foto: Alois Baptist/Sammlung Baptist - TAP

                                                                                       Luftbild festgehalten. 1954

                                                                                       wäre das Projekt bereits reif

                                                                                       zur Umsetzung gewesen, es

                                                                                       sollten jedoch noch einige

                                                                                       Jahre des Hoffens und War-

                                                                                       tens verstreichen, in denen

                                                                                       immer wieder anderen Kon-         Franz Kranebitter, Pionier im „Kampf“

                                                      Foto: Schneeberger/Sammlung TAP  kurrenzvorhaben der Vorzug        um die Felbertauernstraße

                                                                                       gegeben wurde.

Foto: Lottersberger                                                                    Kranebitter und andere Proponenten dies- und jenseits des Felbertauern drängten
                                                                                       weiter auf die Umsetzung der Nord-Süd-Verbindung. Auf Osttiroler Seite setzte
                     Arbeiter beim Bau der sogenann-                                   sich die Erkenntnis durch, dass man mit einer Kostenreduktion die Chancen auf
                     ten „Mehlstraße“                                                  die Realisierung des Vorhabens erhöhen könne. Eine deutlich kostengünstigere
                                                                                       Projektvariante wurde erstellt. Die Straße sollte nun nicht mehr direkt vom Bund,
                                                                                       sondern von einer Aktiengesellschaft unter Beteiligung des Bundes gebaut wer-
                                                                                       den. 1958 wähnten sich die Befürworter des Projektes auf Basis einer Zusage
                                                                                       durch Bundesminister Bock bereits am Ziel, als erneut Konkurrenzprojekte auf den
                                                                                       Plan traten. Eine Eigeninitiative der Osttiroler Bürgermeister im Jahre 1960 führte
                                                                                       schließlich zu einem ersten Erfolg: Selbst die kleinsten Gemeinden des Bezirkes
                                                                                       waren bereit, ihr Budget zu belasten. Eine Zusage kam auch aus Mittersill. Aus
                                                                                       den Bezirken Schwaz, Kitzbühel und Kufstein wurden Beiträge eingefordert. An-
                                                                                       gesichts der spontanen Opferbereitschaft der wirtschaftlich zum Großteil schwa-
                                                                                       chen Gebiete und der Zusage des Landes Tirol, ein Viertel des erforderlichen
                                                                                       Aktienkapitals aufzubringen und einen Teil der Ausfallshaftung für die notwendi-
                                                                                       gen Darlehen zu übernehmen, fiel endlich auch auf Bundesebene der Beschluss,
                                                                                       dem Felbertauern-Projekt die Zustimmung zu erteilen. Eine besonders wichtige Rol-
                                                                                       le kam in Wien Finanzminister Eduard Heilingsetzer zu, der seitens des Bundes
                                                                                       die Zustimmung zum 60-prozentigen Bundesanteil gab. In Innsbruck trat neben
                                                                                       Landtagspräsident Johann Obermoser insbesondere Landesrat Eduard Wallnöfer
                                                                                       als eifrigster „Mitkämpfer“ des Projektes auf. Ihm gelang es, Landeshauptmann
                                                                                       Hans Tschiggfrey zur Zustimmung zu bewegen.

                                                                                                                                                                157
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